Es war einer dieser Tage, an dem alles perfekt schien. Ich war gerade am See angekommen, um meinen Kollegen Dominik am Wasser einen Besuch zu erstatten, als die Sonne am Horizont gen Erde versank. Wir guckten uns dieses herrliche Naturschauspiel mit einer Flasche Bier an und warteten sehnsüchtig darauf, dass einer unserer beschuppten Freunde den Köder von Dominiks Ruten aufnahm und uns einen dieser wunderbaren Adrenalinstöße beschert. Wir überbrückten die Wartezeit mit etlichen aufregenden Gesprächen über Sessions- und Trips ins Ausland, die man so erlebt hat. Im Verlauf des Gespräches unterbrach mich Dominik abrupt. Es handelte sich um einen See im Norden Frankreichs, der einen guten Fischbestand an Karpfen in der Gewichtsklasse um 8-10 Kg aufweist und von einer atemberaubenden Landschaft umgeben ist. 
Er war sehr von diesem See und den Erzählungen begeistert und schlug vor, dorthin unseren Herbsttrip zu verlagern.
Ich kannte den See schon etwas länger und wollte eigentlich im Herbst einen anderen See aufsuchen, doch was spricht dagegen einen herrlichen Urlaub am Wasser mit einem guten Freund zu verbringen???


Nichts!!! Und so beschloss ich den anderen See erst einmal ad acta zu legen, um mit Dominik in Frankreich den Karpfen nachzustellen. Unser Problem war, dass es schon September war und wir Anfang Oktober im gelobten Land sein wollten. Also mussten die Planungen schnell voran gehen, wir riefen Michael an, um uns 60 Kilo Boilies vom Meaty Marine in den Größen 20 mm und 24 mm abrollen zulassen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal Danke sagen, denn ohne Michael wäre dieser Trip niemals möglich gewesen. Die übrige Zeit verging wie im Flug....und am 04.10.2011 ging die Reise für 10 Tage los. Das Tackle war schon gepackt und um 23.50 Uhr holte mich Dominik mit dem vorgepackten Wagen ab. Die Reise verlief fast reibungslos, doch wie das Schicksal es so will, musste etwas schief gehen. Der Zigarettenanzünder ging während der Fahrt kaputt und nun versuchten wir diesen an einer Raststätte zu reparieren, doch leider ohne Erfolg. So geschah es, dass wir das Navi am Ersatzanschluss im Kofferraum anschließen mussten und das Navikabel durch das komplette Auto verlegen mussten. Danach konnte die Reise weitergehen und wir kamen morgens um ca. 6.00 Uhr bei Sonnenaufgang am See an. Dominik war vom Anblick des Sees überwältigt und ich konnte es nicht fassen, dass der Stausee so wenig Wasser führte. Wir machten uns sofort auf die Suche nach potenziellen Spods und schauten ob sich die Fische im Wasser bemerkbar machten. Als wir den angestrebten Spod betraten, sahen wir direkt zwei Karpfenangler, die einen schönen Spiegelkarpfen in den Händen hielten. Zu unserer Verwunderung trafen wir zwei befreundete Karpfenangler, die ich schon seit einiger Zeit kannte. Sie erzählten uns, dass es am See durchwachsen läuft. Sie konnten jede Nacht ca. 1-2 Läufe verzeichnen, aber bei den anderen Karpfenangler am See schwiegen die Bissanzeiger. Sie erzählten uns ebenfalls, dass sie am nächsten Tag abreisen würden und nach einigen Gesprächen beschloss ich mich mit Dominik dazu, die Stelle von den beiden erst einmal zu übernehmen. Nun konnten wir in Ruhe die Angellizenzen und die Einkäufe für die künftigen Tage besorgen. Am Abend saßen wir zu Viert zusammen und sprachen über diverse Angelgeschichten, die man zusammen verlebt hat.
Dominik und ich fischten erst am darauf folgenden Tag, als die beiden abreisten. Nun begannen wir uns Spods zu suchen und fütterten schon einmal großflächig unsere Stellen.An dieser Stelle möchte ich auf die Struktur des Gewässers eingehen. Das Gewässer war aufgrund des niedrigen Wasserstandes an unserem Platz ca. 1.50 m tief (selbst auf 300 m Entfernung) und enthielt keinerlei markante Stellen im See. An einer anderen Seite des Sees befand sich die Staumauer und dort war es ca. 4 Meter tief, doch diese Stelle war leider von anderen Karpfenanglern belegt, die aber auch über wenig Karpfen klagten. Des Weiteren bleibt zu erwähnen, dass der Seegrund sehr schlammig war und wir somit ca. 30 cm lange no-knot-rigs fischten. Unsere Futtertaktik bestand darin, die Spods großflächig mit ca. 3-5 Kilo Boilies pro Spod zu präparieren.


Neben uns saß ein Karpfenangler aus Köln, der bisher eine Brasse fing und ab und an mal rüber kam, um seine neuen Nachbarn mal kennen zu lernen. Nachdem die Ruten ausgelegt waren, saßen wir noch ein wenig mit unserem Nachbarn zusammen. Doch kurz nach 23.00 Uhr verschwanden wir in unsere Zelte, um uns von der anstrengenden Suche, sowie der Präparierung der Spods zu erholen. Doch unser Schlaf sollte nicht lange anhalten und so geschah es, dass ich kurz nach 2.00 Uhr meinen ersten Spiegler von 16,2 Kg überlisten konnte. Als am frühen Morgen die Sonne aufging, wurde ich von einem schrillen Piepton geweckt. Es war ein atemberaubender Drill, bei dieser wunderschönen Kulisse und diesem tollen Sonnenaufgang. Dominik eilte aus seinem Zelt, um mir beim Keschern zu helfen. Es war ein sehr schöner und dunkler Spiegelkarpfen mit 17,6 Kg. Wir schauten uns an und waren mit der ersten Nacht mehr als zufrieden. Unser Nachbar schaute vorbei, freute sich für uns und machte Fotos von den Fischen mit Dominik und mir. Der Tag verlief sehr ruhig und es stellte sich heraus, dass lediglich die Abend- und Nachtzeit von Erfolg gekrönt war. Vereinzelt bekamen wir auch morgens noch Bisse, doch diese waren eher die Seltenheit. In der darauf folgenden Nacht fing Dominik seine ersten beide Karpfen, es waren sehr schöne Schuppenkarpfen von 15,8 Kg und 14,6 Kg. Es war komisch das Dominik in der ersten Nacht und ich in der zweiten Nacht ohne Fisch blieben. Dennoch konnten wir uns nicht beschweren, zu diesem Zeitpunkt schon drei 30-iger auf der Habenseite verzeichnen zu können. Wir beschlossen nun unsere Spods richtig unter Futter zu setzen, da wir davon ausgegangen sind, dass die Karpfen den Meaty Marine nun vollstens akzeptierten und auf das Futter eingestiegen sind. Wir sollten Recht behalten, denn in den darauf folgenden Nächten hatten wir immer zwischen 8-11 Läufe. Wir ernteten einige böse Blicke unseres Nachbarn, der uns nach unseren Ködern fragte. Wir mussten feststellen, dass er seine Montage ca. 10 Meter von meinem Spod abgelegt hat. Ich blieb ruhig und duldete es, denn es war seine letzte Nacht und er wollte nicht als Schneider nach Hause fahren. Ich hatte fast schon Verständnis dafür, auch wenn ich diese Aktion als sehr dreist empfand. Nun hatten wir ein ganz anderes Problem, denn wir mussten feststellen, dass wir die oben genannte Futtertaktik leider nicht mehr beibehalten konnten, denn das Futter neigte sich immer mehr dem Ende. Nun mussten wir umstrukturieren und an Futter einsparen, so dass wir dann teilweise pro Spod nur noch 2-3 Hände Boilies fütterten. Die Karpfen störte es allem Anschein nach nicht, denn sie fanden weiterhin den Weg in unsere Maschen. Man muss dazu sagen, dass Dominik das „Schuppenkarpfenabo“ gebucht hatte, denn die erste 6 Fische von Ihm waren allesamt Schuppis. Außerdem muss man erwähnen, dass die Anzahl der Läufe in der Nacht zwar zunahmen, aber das Durchschnittsgewicht der Fische dafür sank. Wir fingen viele Fische zwischen 10- 13 Kilomarke und es waren zumeist makellose Schuppenkarpfen. Die Fische waren so auf das Futter eingestiegen, dass wir einen anderen Schlafrhythmus benötigten. Wir blieben nachts wach, freuten uns über das Springen der Karpfen am Spod und machten wetten wann der nächste Karpfen ablief. Morgens gingen wir dann schlafen, um für die Nacht wach zu sein. Ein Highlight war, dass Dominik vereinzelte Pieper auf seiner rechten Rute hatte. Es kam uns komisch vor und wir fuhren dem ,,mysteriösen Etwas" mit einem Kescher bewaffnet entgegen. Als wir über sein Spod waren sahen wir auf einmal eine Schnur, die sich in einer verfangen hatte. Ich erkannte die Schnur schnell, denn es handelte sich um meine Schnur. Doch wie kam meine Schnur zu Dominiks Spod, ohne das sich meine Bissanzeiger bemerkbar machten?! Doch darüber machten wir uns später Gedanken, denn nun erkannten wir, dass unter uns ein Spiegler an meiner Montage aber in seiner Schnur verfangen unter unserem Boot seine Bahnen zieht. Ein Kescher hatten wir dabei, doch meine Rute lag ca.400 m entfernt auf dem Rod Pod und nun hieß es den Fisch mit der Schnur in der Hand zu drillen. Es war ein sehr amüsantes Ereignis und wir wechselten uns ab, doch dann hatten wir den Spiegler in den Maschen und fuhren ans Ufer zurück. Es war zwar ein durchschnittlicher Fisch, doch dieser erfreute uns sehr und unterstrich die gute Stimmung, die bei uns herrschte.


 

 

In In der 6. Nacht kam etwas Wind auf, aber es war nicht wirklich stürmisch, dennoch kam es bei Dominik und meinen Ruten im 2- Stundentakt zu einem einzelnen Pieper. Wir dachten, dass wir Schnurschwimmer hatten und sich möglicherweise nun Fische am Platz befinden, denn der Swinger fiel oder stieg nie an. Was wir dann am nächsten Tag sahen, als wir die Ruten neu beködern wollten, überstieg unsere kühnsten Vorstellungen. Wir vernahmen keinerlei Widerstand doch als am Ufer die Schnur ein wenig nach links und rechts ging, griffen wir zum Kescher und suchten ersteinmal, was wir denn nun gefangen haben. Es stellte sich heraus, dass ich einen Spiegelkarpfen von ca.1-2 Pfund und Dominik einen Schuppenkarpfen von 3-4 Pfund überlisten konnte. Die Fische bissen beide auf einen 24-er mm Boilie Meaty Marine. Das hat unseren Trip gekrönt, denn wir mussten die ganze Zeit lachen und vermuteten, dass wir die kleinsten Karpfen aus dem See gefangen hatten. In dieser Nacht hat Dominik den wohl schönsten Karpfen der Session gefangen, es war ein schön gezeichneter Fullscaled Karpfen, um die 15 Pfund. Ich denke allerdings, dass das Gewicht bei solch einem Fisch eher zweitranging ist. Dominik und ich beschlossen am Freitagmorgen die Session schweren Herzens ein Tag vorher abzubrechen, denn der gestörte Schlafrythmus ist uns ganz schön in die Knochen gegangen.
Dominik musste am Sonntag zur Meisterschule und wollte wenigstens ein oder zwei Nächte in seinem Bett schlafen und sich an einem vernünftigen Schlafrythmus gewöhnen, denn die Meisterschule bedeutet ihm sehr viel und will sie vernünftig beenden. Ich konnte ihn da sehr gut verstehen und so konnte ich mich zu Hause auch noch ausruhen. Eine Herausforderung stand aber noch an, denn wir mussten mit den kaputten Zigarettenanzündern dennoch den Weg nach Hause finden. So blieb uns nichts anderes mehr über, als den Ersatzanzünder im Kofferraum zu nutzen und das Navi oben aufs Tackle zu legen. Es war sehr amüsant für Dominik, denn ich musste mich teilweise extrem verrenken, um nach hinten auf das Navi blicken zu können.
Abschließend lässt sich sagen, dass es eine sehr gelungene und schöne Zeit mit einem guten Freund am Wasser war. Wir fingen insgesamt 2 Schleien bis ca. 50 cm, 1 großes Rotauge von ca. 3 Pfund und 57 Karpfen bis 17,6 Kg. Darunter neun über der 15 Kilomarke, ein ganz großer blieb uns leider verwehrt, aber egal..... Es waren trotzdem sehr schöne und auch kampfstarke Fische dabei, die uns eine Menge abverlangten.
Ich hoffe weiterhin auf ein paar schöne Stunden mit meinem Kollegen und das viele weitere Karpfen den Weg in unsere Maschen finden werden.
Ich wünsche euch allen auch erfolgreiche Stunden am Wasser und vielleicht sieht man sich ja mal...

In diesem Sinne tolle Stunden am Wasser....
Daniel Liebner & Dominik Dietrich

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